Logo rot frei.png

Blickschneisen


Die Kinothek Asta Nielsen ist eine Gründung von Filmliebhaberinnen. Von Filmkuratorinnen, Filmhistorikerinnen und -theoretikerinnen, Kritikerinnen und Filmstudierenden. Sie sehen den Sinn und Zweck einer Kinothek darin, das, was durch die Raster des heutigen Kinos fällt, jenseits des Spezialistentums zugänglich und im Kino wieder erfahrbar zu machen. Unzugänglich zeigt sich insbesondere auch die Filmgeschichte. Sie ist weitgehend den Archivaren, den Restauratoren und den Wissenschaftlern überlassen oder dem Special Event. Mit Super 8-Amateur-Filmen, mit B-pictures oder Experimental- filmen – den "Philosophien der Sinne" – mit der ganzen Fülle der Filmgeschichte im Projektor, lassen sich Blickschneisen für die im Alltag der Unterhaltung und Information unsichtbar gewordene Vielfalt bilden, zu der Film fähig ist.


Sammeln und Zeigen im Wechsel


Die Kinothek Asta Nielsen will mit Filmprogrammen Filmgeschichte schreiben und knüpft dabei an die losen Enden der Filmarbeit der neueren Frauenbewegung in Theorie und Praxis an. Diese Arbeit der Vergessenheit zu entreissen ist eine Absicht. Die Kinothek Asta Nielsen sorgt für die Verfügbarkeit von Kopien. Sie sammelt selbst Filme in den nicht-kommerziellen Formaten von 16 mm und Super 8. Ausserdem Schriftmaterialien, Kataloge, Flugblätter, die sogenannte graue Literatur neben einschlägigen Publikationen. Die Kinothek setzt Akzente in der Sammlung wie in den Filmprogrammen, die in einem Wechselverhältnis stehen, das sich an konkreten Projekten orientiert: thematischen Filmreihen, filmgeschichtlichen und theoretischen Veranstaltungen und interdisziplinären Forschungsvorhaben.


Filmgeschichte


Die Kinothek Asta Nielsen schreibt keine der bestehenden Filmgeschichten fort – weder die Fortschrittsgeschichte der Technik, noch die musealisierende des filmischen Erbes. Sie betreibt Filmgeschichte als Rezeptionsgeschichte, die ihr Zentrum in der augenblicklichen Wahrnehmung des Films hat. Und keine Filmgeschichte glückt, wenn sie nicht zugleich eine Lektion in Geschichte ist – eine Lektion, die sich nicht über die Disziplin des Bewußtseins vermittelt, sondern über die Disziplinlosigkeit des Fühlens, Wünschens und Träumens, der Phantasien, der Süchte und Sehnsüchte.


Ein Fixstern


Das Schauspiel der Asta Nielsen – Star des Frühen Kinos – gab diese Art Geschichtsunterricht: sie gebrauchte die Kamera als Übersetzungsmittel für eine vom Körper nicht zu trennende Geschichte und machte diese der filmischen Erfahrung zugänglich. Die Arbeit der Asta Nielsen ist das kinematografische Sternbild, in dessen Zeichen sich die Kinothek stellt.

Kinothek.jpg