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Filme von Recha Jungmann in der Caligari FilmBühne Wiesbaden


In der zweite Aprilwoche zeigt die Kinothek Asta Nielsen in Zusammenarbeit mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in der Caligari FilmBühne Wiesbaden alle drei Langfilme der Frankfurter Filmemacherin Recha Jungmann.


Aus Fragmenten persönlicher Geschichte, mit Blick auf Generationsverhältnisse und familiäre Bindungen erzählen Recha Jungmanns Filme politische Geschichte und reflektieren die deutsche Vergangenheit des 20. Jahrhunderts. Recha Jungmann, 1940 in Bad Kreuznach geboren, studierte zunächst Musik und Theater an der Hochschule in Hannover, arbeitete als Schauspielerin am Schauspiel Frankfurt und am Theater 44 in München. Ihr zweites Studium absolvierte sie in der Filmabteilung der damaligen Hochschule für Gestaltung in Ulm. Sie war als Autorin und Regisseurin über viele Jahre beim ZDF tätig.


Die Filme laufen in den digitalisierten/restaurierten Fassungen, die 2018/2019 im Rahmen von Remake. Frankfurter Frauen Film Tage mit dem DFF realisiert werden konnten.



Montag, 8. April um 17.30 Uhr


ETWAS TUT WEH

BRD 1980 | Buch, Regie: Recha Jungmann | Kamera: Rüdiger Laske, Marian Czura | Musik: Frank Wolff | Schnitt: Ilona Grundmann, Esther Dayan | Darsteler*innen: Recha Jungmann, Anja Burak, Hermann Schäfer, Simone Maul, Bewohner*innen des Dorfes Welkers | 72 min | Farbe | OV


„Recha Jungmann bringt die Geschichte, die ihr weh tut, in Bildern zur Sprache. Eine Selbstbefragung über Heimat, Vergangenheit, gerettete Gegenwart, die ihr nicht gehören. Sie muß sie rekonstruieren aus den Trümmern des zerbrochenen Hauses ihrer Kindheit. Welkers, ein Dorf in der Rhön. Ein junges Mädchen von vielleicht sieben Jahren schleicht und hüpft durch das verlassene Haus, verweilt an offenen Türen, streift durch Büsche zum Bach. Ein vielleicht siebzehnjähriger Teenager inspiziert mit neugierigen Schritten, die behutsam auftreten, Gegenstände im Haus, deren Gebrauch jetzt nutzlos ist. Alte Zeitschriften, Postkarten, Photos, von denen man den Staub abbläst, bis das verblaßte Glück der besseren Zeit erscheint. [...] Das Haus zerfiel nach dem Krieg. Zerstört hat es doch der Faschismus, der sich den Vater für den Krieg holte und den Großvater, der 1933 mit Nein stimmte, zum Außenseiter stempelte. Mit ihm verlor das Dorf sein geistiges Zentrum, gegen ihn vollzog es seinen Anschluß ans großdeutsche Reich. [...] Etwas tut weh ist ein Film zwischen den Genres. Zum einen die höchst subjektive Recherche nach der Vergangenheit, zum anderen die Kehrseite jener Subjektivität: der Sturz in die schlimmste Objektivität [...] ein Film, der die fünf Sinne sanft und beharrlich reizt, die dem Körper eingeschriebene Geschichte politisch zu begreifen.“ (Karsten Witte, Politik am eigenen Leib. Zu Recha Jungmanns Film Etwas tut weh, 1980)



Montag, 8. April um 20 Uhr


ZWISCHEN MOND UND SONNE

BRD 1981 | Regie: Recha Jungmann | Buch: Recha Jungmann, Titus Spree, David Schleiermacher | Kamera: Marian Czura, Renato Fortunato, Horst Zeidler | Darsteller*innen: Titus Spree, Recha Jungmann, Werner Schroeter, David Schleiermacher, Alex Bergs, Birgitta Kummer, Annette Kalk | 105 min | Farbe | OV


ZWISCHEN MOND UND SONNE ist ein zärtlicher, zuweilen lustiger Coming-of-Age-Film mit Recha Jungmanns Sohn Titus (ein lässig-schlaksiger 15-Jähriger) in der Hauptrolle. Die Regisseurin selbst spielt die zuweilen überforderte Mutter des Teenagers. Als Alleinerziehende ist sie unter anderem damit beschäftigt, die verfahrene Beziehung zu ihrem Ex-Mann – Titus’ Vater (gespielt von Werner Schroeter) – zu befrieden. Die Nachrichtenbilder und -töne, die der Film enthält, betten das Geschehen in die Zeitgeschichte ein: Franz Josef Strauß, Jimmy Carter, Leonid Breschnew, DDR- und Nato-Manöver, Umweltzerstörung, Kriegsangst … Titus philosophiert aus dem Off über Politik, die Bundeswehr, die atomare Bedrohung. Ein Mädchen liest die detaillierte Schilderung eines brutalen Massakers an Indigenen in Nordamerika. Eingewebt in die Spielfilmhandlung sind immer wieder Super-8-Aufnahmen aus Jungmanns Privatarchiv zu sehen. (Gaby Babić)



Dienstag, 9. April um 20 Uhr


UNSERE MÜTTER, UNSERE VÄTER

BRD 1981 | Buch, Regie: Recha Jungmann | Kamera: Marian Czura, Keith Surridge, Rolf Silber | Schnitt: Eva Voosen | 90 Min | s/w und Farbe | OV


UNSERE MÜTTER, UNSERE VÄTER entstand im Auftrag des ZDF und wurde vom Sender in drei Teilen ausgestrahlt, was einen damaligen Kritiker zu der Feststellung veranlasste, der Sender behandele den Film als „Fremdkörper“ als „Mattscheibendessert“. Die drei Teile tragen die Titel: Frauen ohne Vater, ohne Mann; Deutsche Idealisten; Zerstörtes Vaterbild. Recha Jungmann bringt Szenen aus verschiedensten Biografien in Zusammenhang; als offene Montage. Aus dem Off gelesene Texte aus dem nationalsozialistischen Deutschland und aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, Archivfilmszenen, historische Radioausschnitte, Privatfotografien und dazu von Recha Jungmann gedrehte Spielfilmszenen sowie dokumentarische Aufnahmen. „Unsere Mütter, unsere Väter“ – das sind begeisterte Mitläufer*innen und Täter*innen, aber auch Widerständler*innen.


Die Stimmen erzählen von Ehen, vom Alltag im Krieg, von Begeisterung für den Nationalsozialismus. An einigen Stellen ersetzt Jungmann die Stimmen durch Stille, dazu Bilder von Massen, die ihrem Führer huldigen, über Bilder von Soldaten, die euphorisch in den Krieg ziehen. (Gaby Babić)


Recha Jungmann wird am 8. April im Caligari anwesend sein. Ein Gespräch mit der Regisseurin moderiert Gaby Babić.



Caligari FilmBühne

Marktplatz 9

65183 Wiesbaden


www.wiesbaden.de

 

8. / 9.4.2024

Caligari FilmBühne

Wiesbaden

Etwas tut Weh 1.7 (C) Recha Jungmann
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ETWAS TUT WEH

©Recha Jungmann

ZWISCHEN MOND UND SONNE

©Recha Jungmann

UNSERE MÜTTER, UNSERE VÄTER ©Recha Jungmann

Samstag

20.4. // 12 Uhr

Mal Seh’n Kino

Die Kinothek Asta Nielsen präsentiert bei LICHTER Filmfest Frankfurt International:


IHRE ERGEBENSTE FRÄULEIN

D 2024 | Regie: Eva C. Heldmann | Kamera: Eva C. Heldmann, Vita Spieß, Lisa C. Heldmann | Montage: Eva C. Heldmann, Renate Merck, Supervision | Musik: Hubert Machnik | Ton: Michel Klöfkorn | Stimmen: Elisabeth Gugel, Jochen Nix | 73 min | Farbe | OmeU


„Ein zärtlicher Film.“


Und das, obwohl er von der Zurichtung der Menschen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der Zeit der Aufklärung, spricht. Das geschieht auf zweierlei Art: Das „Dillenburger Intelligenzblatt“, Sprachrohr der in Den Haag ansässigen Fürsten Oranje, Herrscher über den Ort, verfügt Verbote von Gewohnheitshandeln wie Betteln und Holz im fürstlichen Wald Sammeln. Die unverheiratete Frau Dörrien wiederum, die in ihren Veröffentlichungen und Briefen die Zeit zu nutzen und klug einzuteilen rät, sucht mit Ratschlägen zur Vervollkommnung durch Geduld und Fleiß ihre Leserinnen zu beeinflussen. Sie hat sich zudem als Botanikerin, durch Zeichnen und Kolorieren von Pflanzen und vor allem durch Beschreibung ihrer Lernprozesse bei dieser Tätigkeit hervorgetan. Die Schönheit und Eleganz ihrer Sprache, Ausdruck ihrer Zuwendung zu Menschen und Dingen, sind eine Entdeckung! Wir sehen das heutige Dillenburg, Jugendliche, kleine Spiele. Vor allem aber sehen wir Blumen, deren unbedingte Schönheit und Würde. Eva Heldmann, bisher als experimentelle Filmemacherin bekannt, hat diesen Essayfilm streng gebaut – mit den Bildern der Blumen bricht die Freiheit durch.“ (Angela Haardt, Berlinale Forum 2024)


In Anwesenheit der Regisseurin

Infos zum Film auf der LICHTER-Website.


Onlinetickets sind hier erhältlich.


Mal Seh’n Kino

Adlerflychtstraße 6

Reservierungen 069 5970845 (ab 17 Uhr)

U5 | Musterschule

Bus 36 | Adlerflychtplatz

ihre-ergebendste-fraulein_© Vita Spieß

IHRE ERGEBENSTE FRÄULEIN  ©Vita Spieß

NO FUTURE – KURZE FILME ÜBER DIE ZUKUNFT


Die Zukunft lässt sich nicht voraussehen, doch das ist kein Grund, es im Experimental- und Avant-Garde-Film nicht doch zu versuchen: Reflektionen über die Erfahrung von Zeit, das Spiel mit Erwartungen und den Wunsch, ein „neues Sehen“ durch die kreative Nutzung von Technologien zu entwickeln – ein Kurzfilmprogramm im Kino des DFF widmet sich verschiedenen Facetten des Dialogs zwischen Zukunft und experimenteller Filmarbeit von den 1920ern bis in die Gegenwart der 2020er Jahre. Der Blick schweift dabei vom Kleinen zum Großen und zurück, von 16mm-Filmen über Video hin zu 3D.


Zu sehen sind unter anderem Filme von Angelika Levi & Antje Schäfer, Stan Brakhage, Grace Jones, Germaine Dulac, Uli Sappock, Ana Vaz, Bruce Conner und Blake Williams.


Ein Programm kuratiert von Karola Gramann, Heide Schlüpmann und Björn Schmitt im Rahmen von LICHTER Filmfest Frankfurt International und in Zusammenarbeit mit der Kinothek Asta Nielsen, exf f. – tage des experimentellen films und dem Kino des DFF.


Infos zum Programm auf der LICHTER-Website.


Onlinetickets sind hier erhältlich.



Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

Schaumainkai 41

60596 Frankfurt am Main

www.dff.film

Reservierungen 069 961 220 220

U1, U2, U3, U8 Schweizer Platz

U4, U5 Willy-Brandt-Platz

Tram-Linien 15, 16 Schweizer-, Gartenstraße

Sonntag

21.April

20.30 Uhr

Kino des DFF – Deutsche Filminstitut & FilmmuseumKino

Stan Brakhage-Window Water Baby Moving
Ana Vaz-Atomic Garden1
Bruce Conner-A Movie1

WINDOW WATER BABY MOVING ©Stan Brakhage

ATOMIC GARDEN ©Ana Vaz

A MOVIE ©Bruce Conner